Die Vielfalt der Toskana mit ihrem Juwel Elba
Der rote Ferrari unter dem Dach des Carports weist auf Exquisites hin. Der Fahrer kommt aus der Schweiz, ist dem Nummernschild zu entnehmen. So weit wie wir, die aus dem Raum Osnabrück kommen, hat er es nicht. Die Villa Ottone auf der Insel Elba lockt offenbar Menschen an, die – untertrieben gesagt – nicht auf den Cent achten müssen. Auf der Terrasse des Haupthauses werden Gäste von livrierten Lakaien bedient. Es hat etwas von früheren filmischen Kolonialinszenierungen, wie etwa in dem Kinostreifen Jenseits von Afrika. In aller Gemütlichkeit trinkt die feine Gesellschaft Tee, isst Plätzchen oder lässt sich Whiskey und Champagner mit Eis bringen. Man kann das leise Klirren der Gläser auf der Terrasse hören.
Atemberaubender Blick
Der Blick aufs Meer ist atemberaubend, die Gestaltung des Gartens der Villa ebenso . Es ist ein magischer Ort mit Blick auf die Bucht von Portoferraio. „Ein Aufenthalt in der Villa Ottone bedeutet eine authentische Sinnesreise. Ein Fünf-Sterne-Hotel, eingebettet in einen jahrhundertealten Park, der mit der antiken Villa aus dem 19. Jahrhundert ein wichtiges landschaftliches Szenario beherrscht“, heißt es in einer der vielen Beschreibungen des Gutshauses, das in den 1860er Jahren erschaffen wurde. Die Villa ist bekannt für ihre Fresken aus dem 19. Jahrhundert, die das Innere vervollkommnen. Das Äußere ist umgeben von einem hoteleigenen Steinstrand.
Edles Ambiente
Wir wohnen aus Kostengründen nicht in dem feudalen Haupthaus, sondern in dem Gebäude, in dem der Empfang untergebracht ist. Umgeben von Vitrinen mit Kostbarkeiten wie Schmuck oder Uhren bietet das Domizil ein edles Ambiente. Die Zimmer sind geräumig, vom Balkon aus hat man einen fesselnden Ausblick auf den Hafen. Doch genug der Schwärmerei. Als es am vorletzten Tag unseres Aufenthaltes sintflutartig schüttet, rinnt Wasser aus der Klimaanlage. Auch die Wände sind feucht. Wir bekommen eine neue Unterkunft.
Die Insel Elba ist nur rund zehn Kilometer vom Festland entfernt und gehört zur Toskana, vielmehr zu den sieben Inseln, die den Toskanischen Archipel bilden. Die Inselgruppe gehört zu den bedeutendsten Naturwundern der Welt und hat einen Nationalpark mit dem größten Meeresschutzgebiet Europa. Strandliebhaber schätzen vor allem Badeorte wie Lacona oder Marina di Campo an der Südküste, aber auch Procchio an der Nordküste und die Küste der Gemeinde Capoliveri auf der Calamita Halbinsel im Südosten Elbas. Elbas Hauptort Portoferraio ist für Kultururlauber besonders interessant. Die Geschichten von Kaiser Napoleons kurzem Exil auf der Insel lockt zahlreiche Touristen zu den Schauplätzen, die mit dem Heerführer in Verbindung gebracht werden. Mit Blick aufs Meer sieht man eine Reihe von bunten Gebäuden, die den Hafen säumen; ortsüblich Boote und prachtvolle Yachten, auf denen Besucher aller Nationalitäten bei Sonnenuntergang ihren Aperitif genießen oder für einige Stunden an Land gehen, um einzukaufen, spazieren zu gehen oder zu Abend zu essen. Die Mischung aus Romantik und Eleganz macht´s in diesem Ort, dessen Labyrinth aus engen Gassen fasziniert. Hinter und seitlich des Hafens von Portoferraio befinden sich noch heute, zum Schutz und zur Verteidigung, die alten Medici Festungen und die prächtige Stadtmauer, die die Stadt umgibt.
Riva Degli Etruschi - Park mit Meerblick
Unsere erste feste Station in der Toskana nach Zwischenstopps in Ingolstadt und am Gardasee war der niedliche Küstenort San Vincenzo, der in der Provinz Livorno liegt. Von dort starteten wir unsere Ausflüge in die Gegenden, die die italienische Landschaft so interessant und bezaubernd machen. Untergebracht waren in einer Art Bungalow in der Ferienanlage Riva degli Etruschi. Direkt an dem einen Kilometer langen Strand, nicht sehr weit von San Vincenzo entfernt, mit vier Restaurants ausgestattet und in einem riesigen Park gelegen, kann man es dort gut aushalten – wenn man Zeit hat. Wir wollten in sechs Tagen einen kleinen Teil der Ursprünglichkeit der Toskana kennenlernen. Eine zweistündige Zugfahrt vom Bahnhof San Vincenzo brachte uns nach Florenz. Über die Metropole mit ihren kunstvollen Bauten, prachtvollen Architekturschätzen und Museen braucht man nicht viel zu erzählen. Nur so viel, das UNESCO-Weltkulturerbe war – natürlich – überflutet von Touristen. Die Stadt mit dem Wahrzeichen Ponte Veccio hat eben viel zu bieten.
Die Stadt der Türme als Weltkulturerbe
Eigentlich wollten wir auch andere, abgelegene dörfliche Orte mit dem Zug besuchen. Doch das wäre zu zeitaufwendig gewesen. So setzten wir uns ins Auto und genossen auf diese Art die malerischen Hügellandschaften, in denen Olivenbäume, Pinien und Zypressen wachsen und historische Stätten zu einem Besuch einladen. Die leckere Küche haben wir ebenso probiert wie die hervorragenden Weine. Das ist ein Muss bei einer Reise durch die Toskana, die für uns auf dem Toskanischen Archipel Elba endete, wie eingangs beschrieben.
Hohe Mauern, mittelalterliche Festungen und ganz schmale Gassen, in denen man sich leicht verlaufen kann, prägen zum Beispiel San Gimignano. Der 7500 Einwohner zählende Ort wird auch als „Mittelalterliches Manhattan“ oder die „Stadt der Türme“ bezeichnet. Schon bei der Anfahrt verspürt man große Lust, tief in die viel besuchte Stadt einzudringen. Der historische Stadtkern ist seit dem Jahr 1990 Teil des Weltkulturerbes. San Gimignano besitzt noch 15 von einst 72 so genannten Geschlechtertürmen, die den reichen Bauherren ermöglichten, ihr Gebäude sowohl als Haus – als auch zu Verteidigungszwecken zu nutzen. Die beiden höchsten Türme, der Torre Grossa aus dem Jahr 1311 und der Torre della Rognosa, weisen eine Höhe von 54 beziehungsweise 51 Metern auf.
Volterra und die verschiedenen Epochen
Volterra, das etwa 50 Kilometer südlich von Pisa liegt, gilt mit seinem spektakulären landschaftlichen Umfeld als einer der schönsten Orte in der Toskana. Die Stadt wird beherrscht von einer heute als Staatsgefängnis benutzten Festung der Medici, einer der einflussreichsten Dynastien in Italien. Volterra ist ein Zentrum der Alabasterverarbeitung. Alabaster hat optisch eine gewisse Ähnlichkeit mit Marmor. Ein Rundgang durch Volterra lohnt sich schon wegen der verwinkelten Altstadt, die geprägt ist von der Architektur verschiedener Epochen. Am Hauptplatz der Stadt, der Piazza dei Priori, steht der älteste erhaltene Kommunalpalast der Toskana, der Palazzo dei Priori.
Es gibt noch viele andere Orte, die die Toskana so anziehend macht. Aber allein schon bei spontanen Stopps die Landschaft zu betrachten mit ihren grünen Hügeln und den Zypressenbäumen, hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Ein Besuch der so vielfältigen und faszinierenden Toskana lohnt sich – auch wenn man manchmal die Abgeschiedenheit zur Entschleunigung vorzieht.