Königsberger Klopse und Schwarzwälder Kirschtorte - In Namibia spielt Deutsch immer noch eine große Rolle
Es gibt Menschen in Namibia, die aufstehen, wenn sie die deutsche Nationalhymne im Fernsehen hören. Zwar ist die Amtssprache Englisch, die nach der Unabhängigkeit des Landes von Südafrika 1990 eingeführt wurde, um keine der bestehenden Bevölkerungsgruppen zu bevorteilen. Doch 32 Prozent der weißen Bevölkerung spricht Deutsch. Kein Wunder, dass man im ehemaligen "Deutsch-Südwestafrika" deutsche Straßennamen, Cafes oder Restaurants mit deutschen Bezeichnungen oder Einwohner mit deutschen Namen findet.
Nachdem es dem deutschen Kaufmann Franz Adolf Eduard Lüderitz gelungen war, durch Verträge mit einheimischen Stammesführern weite Landstriche zu erwerben (auf Landkarten ist heute noch die Lüderitz-Bucht eingezeichnet), wurde das Land 1984 zum ,,Schutzgebiet" Deutsch-Südwestfarika und sodann zur deutschen Kolonie erklärt.
Die Nachricht von sagenhaften Diamantenfunden löste eine „Goldgräberstimmung“ im kaiserlichen Deutschen Reich aus. In Lüderitzbucht konnte man die Klippekies, wie die Diamanten bezeichnet wurden, im Sand des Strandes und der Dünen der Wüste auflesen. Der davon ausgelöste Zuzug von Händlern und Farmern sowie deren Landnahme stießen auf zunehmenden Widerstand der einheimischen Herero und Nama. Was folgte, war der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts.
Im August 1904 wurden die Hereros von den deutschen Soldaten in die Wüste Omaheke abgedrängt. Die Wüste wurde abgeriegelt, alle Wasserstellen besetzt, der Befehl erlassen, keine Gefangenen zu machen. Vom Stamm der Herero überlebten nur fünfzehn Prozent, etwa 60 000 Menschen verdursteten in der Wüste. Noch im selben Jahr erhob sich der Stamm der Nama gegen die Deutschen, der im Krieg gegen die Hereros noch Hilfskräfte gestellt hatte. Die Nama-Gefangenen wurden, zusammen mit etwaigen Überlebenden der Hereros, in Konzentrationslagern interniert, von deren Insassen die Hälfte unter elenden Umständen ums Leben kam.
Ein grausamer Teil der Geschichte Namibias. Die Kolonialzeit ist vedrängt, doch die deutschstämmigne Namibier bestimmen noch heute das gesellschaftliche Leben mit. Besonders Swakopmund, das die Südwestler liebevoll als ,,südlichstes deutsches Seebad" bezeichnen, ist deutscher als so manche deutsche Stadt. Besonders begehrt ist die fast schon legendäre Schwarzwälder Kirschtorte im Cafe Anton. Die Allgemeine Zeitung aus Windhoek berichtet auch über das Geschehen in Deutschland. Und wem der Magen knurrt, kann sich auf Königsberger Klopse freuen.