Kommunikationssystem mit Pfiff - "El Silbo": Die Pfeifsprache auf La Gomera
Ein Besuch auf La Gomera lohnt sich nicht nur wegen der landschaftlichen Besonderheiten. Die Pfeifsprache „El Silbo“ ist ebenso einmalig wie pfiffig. Die Bewohner der Kanareninsel konnten sich schon über weite Distanzen verständigen, bevor das Telefon erfunden wurde. Mit der Pfeifsprache "Silbo Gomero" können sie Nachrichten übermitteln oder sich absprechen. Das Kommunikationssystem mit Pfiff hebt sich dadurch hervor, dass akustische Merkmale einer gesprochenen Sprache durch Pfiffe dargestellt werden. Silbo Gomero basiert auf der spanischen Sprache und wird hauptsächlich auf La Gomera verwendet. Die UNESCO geht von mehr als 20.000 „Silbadores“ (Benutzer des Silbo Gomero) aus.
Beim gepfiffenen „Sprechen“ werden die Laute einer Sprache, die üblicherweise durch die Stimmlippen erzeugt und im Mund-, Rachen- und Nasenhöhlen moduliert werden, durch Pfiffe, die mit den Lippen, dem Mundraum und, zur Erhöhung der Lautstärke, gelegentlich zusätzlich mit den Fingern erzeugt werden, ersetzt. Diese Art des „Sprechens“ ist für mehr als 40 Sprachen bekannt. Dabei sind die „Pfeifsprachen“ aber immer an die gesprochene Ausgangssprache gekoppelt. Diese Art, die auch „gepfiffenes Sprechen“ (span. Lenguaje silbado; engl. whistled speech) genannt wird, ermöglicht eine Kommunikation über Entfernung von mehreren Kilometern.
Silbo Gomero baut auf drei Eigenschaften des Pfiffs auf: Lautstärke, Tonhöhe und Unterbrechung. Es können zwei Vokale und vier Konsonanten wiedergegeben werden. Die durch die Reduzierung auftauchenden Unklarheiten müssen durch den Textzusammenhang beseitigt werden. Weitere Änderungen der spanischen Ausgangssprache ergeben sich durch Vereinfachungen der Grammatik, z. B. durch den Wegfall verschiedener Vergangenheitsformen.
Die ersten Hinweise auf Silbo Gomero finden sich in der Chronik Le Canarien, in der zwei französische Geistliche die Eroberung der Kanarischen Inseln im Auftrag der Krone von Kastilien dokumentierten. Es heißt dort: „… das Land ist von vielen Leuten bewohnt die die sonderbarste Sprache von allen anderen Ländern dieser Gegend sprechen. Sie sprechen nur mit den Lippen als wenn sie keine Zunge hätten.“
Während bis zur Eroberung der Kanarischen Inseln im 15. Jahrhundert die Sprache der Ureinwohner die Grundlage der Nachrichtenübermittlung in Silbo war, wurden später die Laute der spanischen Sprache angepasst. Dieses Kommunikationssystem beschränkte sich nicht nur auf die Insel La Gomera, sondern existierte auch auf Teneriffa.Es ist bekannt, dass auf allen Inseln die Altkanarier beim Beginn von Kampfhandlungen laut pfiffen. Ob es sich dabei nur um „Kriegsgeschrei“ oder auch um Nachrichtenübermittlung handelte, ist nicht überliefert.
Quelle: Wikipedia